Philip Bonnaire versuchte sich am Wochenende an der Einzelqualifikation für die deutschen Mehrkampfmeisterschaften Ende August in Hannover. Die zu übertreffende Marke liegt hierbei bei 6300 Punkten. Nach langwierigen Verletzungen konnte Philip erst spät in der Saison voll ins Training einsteigen, sodass sich der Termin am 28./29 Juli in Schwieberdingen anbot.
Das Schwieberdinger Stadion bietet so manche Besonderheit, auf die es sich einzustellen galt: eine weit nach hinten verschobene 100 Meter Bahn, engere Kurven und Wurzelwerk unter der Rundbahn. Doch Philip ließ sich nicht beirren, und stieg über die 100 Meter stark ein. Mit 11,39 Sekunden lief er die zweitschnellste Zeit seiner Karriere, und das trotz nasser Bahn. Beim anschließenden Weitsprung gelang es ihm zunächst nicht, die Geschwindigkeit in Weite umzumünzen. Erst im letzten Versuch landete er bei zufriedenstellenden 6,71 Metern. Nachdem sich das Wetter nun deutlich besserte, packte Philip im Kugelstoßen einen echten Hammer aus: 12,99 Meter bedeuteten deutliche Bestleistung.
Soweit war Philip voll im Soll, doch eine Wackeldisziplin stand nun an, der Hochsprung. Aufgrund einer Reizung der Patellasehne konnte dies in letzten Wochen kaum trainiert werden. Philip konnte auch diesmal nur unter Schmerzen springen, sodass er die Anzahl der Versuche möglichst gering hielt. Doch Philip zeigte keine Nerven und konnte 1,80 Meter in die Wertung bringen, was zwar sechs Zentimeter unter Bestleistung liegt, aber dennoch ausreichend war. Zum Abschluss des ersten Tages über die 400 Meter blieb Philip dann weiter im Soll, in einem einsamen Rennen finishte er in 51,48 Sekunden.
Eine zweite Wackeldisziplin waren für Philip in den letzten Jahren die 110 Meter Hürden. Doch scheinbar fruchtet nun die Arbeit der zahlreichen Trainingseinheiten. Mit 16,16 Sekunden verbesserte er sich um mehr als eine Sekunde und machte so rund 100 Punkte in der Zwischenrechnung gut. Diese brauchte er jedoch auch, denn im anschließenden Diskuswurf blieb er mit 31,20 Metern deutlich unter seinen Möglichkeiten und verlor sein Punktepolster wieder. Doch nach souveränen Leistungen im Stabhochsprung (3,80 Meter) und Speerwurf (44,44 Meter)war klar, für die DM-Norm würde es reichen. Um über 6500 Punkte zu machen, musste Philip die abschließenden 1500 Meter in 4:40 Minuten laufen, was er trotz schwierigem Wind in 4:37 Minuten schaffte. Mit schlussendlich 6529 Punkten qualifizierte Philip sich nicht nur locker für die DM, sondern verbessert auch seine persönliche Bestleistung um rund 100 Punkte. In der aktuellen deutschen Bestenliste ordnet er sich auf Rang 15 ein, und möchte diese Position auch bei den deutschen Meisterschaften bestätigen.
Winter-Neuzugang Berit Merten nutzte das Wochenende ebenso, um einen ersten Mehrkampf nach langer Verletzung zu bestreiten. Für sie ging es vor allem darum, wieder Wettkampferfahrung und Selbstvertrauen zu sammeln. Sie beendete ihren Siebenkampf mit 3380 Punkten, und hat dank der Mannschaftqualifikation der U20-Mädels ebenfalls die Möglichkeit, bei den Deutschen mitzumachen.
Ein weiteres, dazu noch überraschendes Mehrkampfdebüt gab Markus Jeggle. Gemeldet für den internationalen Fünfkampf, war eigentlich geplant nur Speer zu werfen. Doch Markus ließ sich von seinen Trainingskollegen dazu überreden, den Fünfkampf durchzuziehen. Und so zeigte er neben dem starken Speerwurfergebnis von 45,97 Metern auch überraschende Leistungen im Weitsprung (5,42 Meter) und, zusammen mit Philip unterwegs, auch gute 1500 Meter (4:46 Minuten).
Auch Vincent Schneider nutzte den Wettkampf, um in einigen Disziplinen die Form zu testen. Nach ausbaufähigen 100 Metern in 11,51 Sekunden und guten 6,84 Metern im Weitsprung, zeigte er ebenso wie Philip im Kugelstoßen einen Kracher. Die 7,26 Kilo schwere Kugel stieß er auf 11,89 Meter und steigerte damit seine Leistung aus der Halle um 1,5 Meter. Auch im Speer- (43,07 Meter) und Diskuswurf (33,93) konnte er zufrieden sein. Vincent wird ebenso wie Philip und die U20-Mädels bei der Mehrkampf-DM starten.
