Keine Norm, aber packende Duelle bei DM-Premiere in Pliezhausen

Von Nico Elsäßer

„Von Pliezhausen nach Berlin“, so lautete das Motto der Deutschen Meisterschaften über die 10.000 Meter am Abend vor dem Meeting der „Krummen Strecken“ in Pliezhausen. Die Bedingungen stimmten: angenehme Temperaturen, kaum Wind und eine positive Anspannung bei Zuschauern und Trainern. Doch mit den Normen sollte es an diesem Abend nicht klappen. Dafür gab es einige Überraschungen.

Das Frauen-Feld zu Beginn mit der späteren Siegerin Anna Gering (ASV Köln, Nr.93)

Im Rennen der Frauen war die anvisierte EM-Norm von 32:55,00 Minuten schnell außer Reichweite. Die Regensburger Tempomacherin Miriam Dattke führte das Feld nach 16:58 Minuten bei der 5-Kilometer-Marke durch. Dann attackierte Deborah Schöneborn. Die Berlinerin diktierte auf den nächsten 12 Runden das Tempo. Einzige Verfolgerin: Anna Gehring.  Die 21-Jährige lauerte klug im Windschatten bis 150 Meter vor dem Ziel und spurtete fortan unwiderstehlich zum Titel bei den Frauen und in der U23. Die Zeit: 33:33,96 Minuten. Knapp dahinter folgte Deborah Schöneborn (33:37,48 min), die dennoch sehr zufrieden  mit ihrem Auftritt im Schönbuchstadion war. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich hier Zweite werde. Jetzt bin ich endgültig im Laufsport angekommen“, sagte Schöneborn, die bislang vor allem im Modernen Fünfkampf zu überzeugen wusste. Top-Favoritin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) gab das Rennen vorzeitig mit Rückenbeschwerden auf.

Sebastian Hendel überrascht

Überaschungssieger Sebastian Hendel (LG Vogtland) zwischen den beiden Regensburgern Simon Boch (links, 2. Platz) und Florian Orth (rechts, 3. Platz)

Auch bei den Männern enttäuschte der eigentliche Top-Favorit Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt). Der Frankfurter, der in diesem Jahr bislang mit zwei starken Halbmarathon-Zeiten (61:20 und 62:13 min) überzeugte, beendete nach knapp 4 Kilometern die Normjagd in Führung liegend. „Mir ging es heute nur um die Norm und diese habe ich mir heute nicht zugetraut. Zuschauer und Bedingungen waren top. Daran lag es sicherlich nicht“, sagte Tesfaye.

Deutlich besser machte es Sebastian Hendel. Der Läufer der LG Vogtland zeigte ein kluges Rennen, löste sich drei Kilometer vor dem Ziel von seinen letzten Verfolgern und siegte in 29:13,64 Minuten: Bestzeit und der erste Titel bei den Aktiven für den Achten der U23-Europameisterschaft über die 5.000 Meter. „Ich war mir nicht sicher, ob ich das bis zum Schluss durchstehe. Eine Medaille war das Ziel. Aber der Titel ist der Hammer“, sagte der Sieger. Auf Platz zwei folgte dank eines starken Schlussspurts Titelverteidiger Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg; 29:24,95 min) vor seinem Vereinskollegen Florian Orth (29:29,05 min).

Gemeinsam mit den Männern waren die U20- und U23-Athleten auf die 25-Runden-Hatz geschickt worden. Dies zu nutzen, wusste vor allem Elias Schreml von der LG Olympia Dortmund. Der Inhaber der Deutschen U18-Bestleistung im 10-Kilometer-Straßenlauf verpasste zwar die Norm (30:25,00 min) für die U20-WM im finnischen Tampere  in 30:38,75 Minuten, sicherte sich aber den Titel souverän. Die U23-Wertung entschied David Valentin (LG Olympia Dortmund; 30:41,58 min) für sich.

Lisa Oed läuft knapp an der U20-WM-Norm vorbei

Den Auftakt zur Normjagd hatten am frühen Abend die 5.000-Meter-Läuferinnen der weiblichen U20 gemacht. Klare Favoritin war hier Lisa Oed. Und entsprechend agierte die 19-Jährigeauch. Nach einem langsamen ersten Kilometer von 3:31 Minuten ergriff die Athletin des SSC Hanau-Rodenbach die Initiative und sorgte mit einem schnellen Kilometer von 3:11 Minuten für klare Verhältnisse. Einzig Josina Papenfuß (TSG Westerstede)  ließ sich nicht abschütteln und so viel erst 700 Meter vor dem Ziel die Entscheidung. In 16:29,87 Minuten gewann die U20-Europameisterin über 3.000 Meter Hindernis letztendlich doch noch souverän, verpasste dabei die Norm (16:26,00 min) für die U20-Weltmeisterschaften in Tampere (Finnland) trotz deutlicher Bestleitung knapp. Platz 2 ging in an Josina Papenfuß (16:40,98 min).

Bei deutlichen wärmeren Temperaturen und prallendem Sonnenschein kämpften am Mittag und Nachmittag zahlreiche Altersklassen-Athleten um Titel, Medaillen und Bestzeiten.

Arne Gabius überreicht DLV-Laufabzeichen an knapp 100 Schüler

Marathonrekordler Arne Gabius überreicht etwa 100 Kinder aus der Region das DLV-Laufabzeichen

Das größte Teilnehmerfeld des Tages gab es beim DLV-Laufabzeichen zu bestaunen. Etwa 100 Schüler im Alter von 6 bis 11 Jahren aus Pliezhausen, Walddorfhäslach und Reutlingen liefen wahlweise 15 oder 30 Minuten am Stück. Der Lohn: das DLV-Laufabzeichen. Und das  direkt aus den Händen vom aktuellen Deutschen Marathonrekordhalter, Arne Gabius.